Die "hohe Kunst" des Segelns... G(siehe oben!!)
Alles eine Frage der Atemtechnik! Eine grundlegende Einführung in die Thematik
Diese Seite stellt kein Lehrbuch dar, sondern beschreibt aus meiner ganz persönlichen Sicht die Reize des Segelns. Die unten ausgeführten Erläuterungen gelten ganz allgemein für jede Tour. Auf die Besonderheiten der Törns wird bei jeder Tourbeschreibung im Einzelnen eingegangen.
Segeln ist im Gegensatz zum Motorboot fahren in jedem Fall die schönere Variante. Motor an - ablegen - raus aus dem Hafen - gegen den Wind steuern und dann heißt es: die Lappen hoch!! (Segel setzen). Auf Kurs gehen und die Segel trimmen - und nun kommt's - der absolut größte Moment im Leben eines Seglers: Motor aus! Das ist das* Gefühl schlechthin - kein Dröhnen, keine Vibrationen* mehr. Diese Ruhe, nur noch das Geräusch vom Wind in der Takelage und das gurgelnde Plätschern von der 'Wasserlinie" - es gibt einfach nichts schöneres! * bitte nicht falsch verstehen - es soll ja auch noch andere Gefühle geben, aber nicht ohne die holde Weiblichkeit und was die Vibrationen angeht.......
Das Fahrrevier ist das "große" Wasser. Offene See oder zumindest das Ijsselmeer - Hauptsache man kann längere Zeit auf einem Kurs bleiben - man fährt ja keine Regatta und will sich doch erholen. Man übernachtet in einem Hafen oder einer Marina mit allem Komfort. Dusche und Hafenkneipe sollten schon vorzufinden sein.
Das Platzangebot auf einem Segelschiff ist begrenzter als das auf einem Motorboot. Bei gleicher Länge hat der Segler bedingt durch die runde Form des Unterwasserschiffs und die vorn und hinten spitz zulaufenden Linien wesentlich weniger Platz unter Deck.
Windstärken um die 4-5 Beaufort: Das Segeln bei dieser Windstärke ist was für Einsteiger (und "Altherren"). Je nach Größe des Kahns und zu fahrenden Kurses ist das Erholung schlechthin. Es geht ordentlich voran, Segelvergnügen pur - magenfreundlich wie ein Kümmerling. Herrscht an jedem Tag solch ein Segelwetter, so kommt man zwar ordentlich voran, aber die Tour ist wie ein Pfeffersteak ohne jede Schärfe.
Windstärken bis/ über 5-6 Beaufort: macht mächtig Spaß. Wieviel Wind ein Boot aushält hängt hauptsächlich vom Boot selber ab - Faustregel: je länger der Kahn, desto mehr Wind verträgt die Fuhre. Meine persönliche Meinung - der Spaßfaktor ist am höchsten wenn das Boot ohne Reff nicht mehr zu fahren ist. Mit dem ersten Reff fahren heißt meistens "Action" an Bord - das Tempo wird für einen Segler gigantisch. Der Kahn läuft mit Rumpfgeschwindigkeit bzw. deutlich schneller wenn er vor einer Welle zu "surfen" beginnt. Das "vor der Welle hinab gleiten" auf raumem Kurs ist aber meist nur den "Plastikschüsseln" vorbehalten - die "massigeren" Stahlboote tun sich da deutlich schwerer. Die Schräglage nimmt bei "am Wind-Kurs" oder halbem Wind auch bei größeren Booten zu. Der Steuermann hat richtig "Arbeit". Er muss sich auf Wind, Wellengang und Kurs konzentrieren und muss im Gespür haben ob und wie die Segel zu trimmen sind. Also eine der schönsten Formen von "gesundem Stress". Aber es gibt Personen, denen ist das noch nicht genug (ich möchte an dieser Stelle ja nicht unbedingt Käpt'n Klaus beim Namen nennen - das würde ich nie tun!). Man stelle sich vor: tosender Sturm, satte Schräglage und trotz (oder eher wegen) gereffter Segel ordentlich Fahrt - eigentlich wunderbar! Ein "sensibleres" Crewmitglied lässt schon sicherheitshalber seine Zahnprothese unter Deck - von wegen "falls ich Fische füttern muss ist das Ding womöglich auch über Bord". Dann geht Käpt'n Klaus unter Deck (allein schon der Gedanke, bei dieser Schaukelei da runter zu gehen, treibt manchem den Mageninhalt nach oben) und erscheint wieder breit kauend und grinsend mit der Frage "Wer will noch 'ne BIFI?!?!?". An Reaktionen ruft die Frage alles Mögliche hervor. Vom kurzen "au ja" bis zum ebenso spontanen Brechreiz (bei dem Gedanken an Mettwurst) reicht die Palette. Zum Testen "neuer" Crewmitglieder eignet sich dieses Segelwetter einfach wunderbar und sollte ein Käpt'n solch eine Gelegenheit die Seeleute seelisch zu quälen ungenutzt vorbeiziehen lassen, so ist das kein guter Käpt'n (oder es ist ihm selber schlecht).
Windstärken unter 3 Beaufort (bis 0!): nun ja, so was muss es wohl auch geben - bräuchte es für mich aber nicht! Lieber einen ordentlichen Wind und Regen als Flaute und schönes Wetter! Aber nicht zuviel "Schietwedder" - die Klamotten sollten zwischendurch auch mal wieder trocknen. Flautenschieben zermürbt das Gemüt. Man schaut alle paar Minuten auf irgendwelche Fahrwassertonnen oder Landmarken (sofern welche zu sehen sind) und redet sich ein in den letzten Minuten doch um einiges weitergekommen zu sein - oder sieht das nicht doch noch genauso aus wie vor 10 Minuten?!? Die Gedanken kreisen immer um den einen: die schlapp runterhängenden Segel einzuholen und den Motor zu starten. Man versucht sich einzureden dass man halt "segelt", und das ist eben wie seit Urzeiten wind- und wetterabhängig. Dieser Gedanke beruhigt und macht gelassen - mit der richtigen Mannschaft gibt's auch auf solch einem Dümpeltörn eine Menge Spaß. Der hört aber irgendwann auf, wenn ein ums andere Boot mit Motorkraft (das gibt es doch nicht, dass die schneller sind als wir - die haben garantiert den Motor an!) an einem vorbeiziehen und man sich vorstellt, dass bei unserem Eintreffen die Plätze des Fischrestaurants am Zielhafen von diesen "unsportlichen" Zeitgenossen schon belegt sein werden. Da gibt es nur eins - schon vor Törnbeginn zu Hause die Telefonnummern der in Frage kommenden Hafenkneipen - Kaschemmen oder Restaurants notieren und vom in der Flaute dümpelnden Segler aus einen Tisch reservieren! Früher hieß es: "Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel" und heute: "immer ausreichend Empfang mit dem Handy"...
Der ideale Kapitän: gibt es eigentlich nicht (außer Käpt'n Anja!!!). Ist es dem Kapitän nicht gelungen schon vor der Tour ein "faules Ei" auszusondern, dann muss er sich noch ganz schön anstrengen, damit die Tour mit einem positiven Gesamteindruck in die Geschichte eingehen wird. Ein gewiefter Käpt'n ist schon bei der üblichen Vorbesprechungsfete in der Lage, die gröbste Spreu vom Weizen zu trennen. Wird einem der Seemannsaspiranten schon beim Zusehen der üblicherweise gezeigten alten Tourvideos schlecht - dann sollte der angehende Käpt'n sich reiflich überlegen, ob er auf diesen Mann verzichten kann wenn's mal hoch hergeht. Meine Erfahrung als Käpt'n: wenn einer (oder eine) mitfährt, auf den/die 100% Verlass ist - so reicht das bei kleineren Booten aus. Ist der Kahn doch eine Nummer Größer (über 12 Meter), so sollte sich noch eine zweite erfahrene Person finden lassen. Als Kapitän kennt man normalerweise seine "Pappenheimer" und weiß was auf einen zukommt. (Die mitfahrenden Novizen wissen das nicht - so soll's sein!!)
Die ideale Mannschaft: gibt es eigentlich auch nicht. Als Seemann muss man als Käpt'n nehmen was kommt - hinterher ist man immer schlauer. Normalerweise setzt sich so eine Mannschaft immer aus Freunden und Bekannten zusammen (wobei das mit der Freundschaft nach der Tour so eine Sache sein kann). Meine Erfahrungen sind 100% positiv. Im Nachhinein waren alle Touren irgendwie anders - aber ich denke an alle gerne zurück! Im Laufe jeder Tour stellt sich heraus, wer welche Stärken auf welcher "Arbeitsposition" entwickelt. Als Käpt'n sollte man nicht unbedingt an die vorher festgelegten Positionen für die Mannschaftsmitglieder festhalten sondern den Dingen freien Lauf lassen - manches regelt sich von alleine...
Die "klassische" Arbeitsaufteilung an Bord:
Der Kapitän - nominell die wichtigste Person an Bord. Muss alles können - sollte die Tour planen, im Interesse der Allgemeinheit die richtige Mischung zwischen "Demokratie" und "Diktatur" finden. Das letzte Wort hat stets der Kapitän - denn sollte es gröbere Probleme auf der Tour geben, muss letztendlich er seinen Kopf hinhalten ...
Der Smutje - die (tatsächlich) wichtigste Person an Bord. Ein Kapitän ist ja noch ersetzbar (sofern noch ein anderes Mannschaftsmitglied halbwegs lesen und schreiben kann...), aber ein guter Koch ist eher eine Rarität! Die Ansprüche an die Kochkunst sollten nicht allzu hoch gesteckt sein - Dose öffnen und Inhalt aufwärmen reicht für die paar Tage auf See völlig aus - Hauptsache er bringt das auch mitten in der Nacht, bei Sturm und 40° Krängung. Sollte er tatsächlich Kochen können - umso besser! Eine warme Mahlzeit hält die Crew bei Laune. Sollte er neben "Dosen wärmen" auch noch richtig kochen können, so hat man als Käpt'n das große Los gezogen...
Der Steuermann - auch ein netter Job. Voraussetzung sind Gefühl für die Sache wie Steuern (der Name sagt das bereits), Segeltrimmen und Kenntnisse der Navigation. Er muss fühlen können wie das Boot läuft, ob mehr oder weniger Segelfläche angebracht ist, ob die Fuhre zu Luvgierig wird und - und - und. Vor allem muss er in der Lage sein den vom Käpt'n vorgeschlagenen Kurs zu überprüfen und im Zweifelsfalle zu berichtigen...
Der Navigator - sozusagen die "Intelligenzbestie" bzw. der "Intellektuelle" an Bord. Muss 1 und 1 zusammenzählen können (also immer Ersatzbatterien für den Taschenrechner zur Hand haben!). Dieser Job verliert auch in heutigen Zeiten der Sattelitennavigation nicht an Bedeutung. Lese- und Schreibkenntnisse sind erwünscht! Mitunter ist es von Vorteil wenn man in der Lage ist vor dem Anlaufen ungekannter Häfen einen Blick ins Hafenhandbuch zu werfen. Die Verwunderung hält sich dann vermutlich in Grenzen, wenn man mit einem Schiff mit 2 Meter Tiefgang in einem Hafenbecken mit 1,60 Meter Wassertiefe auf Grund laufen sollte...
Bootsmann und Leichtmatrose - Mädchen für alles: Wasser holen, Bier holen, beim Anlegen an Land springen und die Festmacher belegen, Kneipe mit Fernseher und "deutschem Empfang" suchen usw. Knotenkenntnisse erwünscht!
Der "Moses" - wie Bootsmann und Leichtmatrose - allerdings auf der ersten Fahrt. Da er nicht fest im Bordleben verplant ist hat er Gelegenheit und Muße sich das "ganze Elend" des Bordlebens anzusehen und seine Lehren und Schlüsse daraus zu ziehen. Falls es eine nächste Tour geben sollte, so ist er dann automatisch zum Leichtmatrosen befördert...
Der Paparazzo bzw. Schriftführer - wichtig für die Aufarbeitung der Tour im Nachhinein. Auf der Tour von Jedermann gehätschelt und umschwärmt (damit man auch nur von seiner Schokoladenseite beschrieben wird...). Falls es bei einer größeren Besatzung möglich ist, sollte der Schriftführer im Sinne einer "lückenlosen" Berichterstattung von der üblichen Bordroutine freigestellt sein.
Der Zahlmeister - ein ungeliebter Posten. Bei einer Crew, die locker und "gut drauf" ist (und mit "Augenmaß" kalkuliert) kein Problem. Wenn irgendwo ein Pfennigfuchser dabei ist, so ist der Zoff vorprogrammiert. Dem kann man nur aus dem Wege gehen, indem der Käpt'n diesen zum Zahlmeister ernennt...
Der Sommelier und Getränkesteward - verantwortlich für alle Arten von Getränken. Fast so wichtig wie der Smutje! Noch Fragen?!
Ob die Crew nun aus 2 oder 20 Figuren besteht - die "klassische" Arbeitsaufteilung findet sich immer wieder. Bei kleineren Mannschaften übernimmt jeder mehrere Funktionen...
Vorwort:
Ob Segelboot- oder Motorbootschippern: die Voraussetzungen sind die gleichen. Neben Kenntnissen der Verkehrsregeln auf dem Wasser, der gängigsten Seemannsknoten und der Navigation gehört ein leichtes bis ausgeprägtes Naturinteresse, ein gewisser Hang zur "Seefahrerromantik" und ein gehöriges Maß an Leidensfähigkeit zu den bevorzugten Eigenschaften eines erstklassigen "Hobbyseemanns". Als gestandener Ehemann bringt man naturgemäß die besten Voraussetzungen mit...